Trümmerfrauen
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Gerda Baumeyer ![]() Frau Baumeyer, würden Sie mir über den 7. und 8. April 1945 Auskunft geben? Aber selbstverständlich, darüber muß man sogar sprechen.
Es ist zu lange her, keiner hat danach gefragt, keiner wollte ja wissen über die Frauen von Halberstadt.
Wir haben damals in der Bakenstraße gewohnt. Meine Mutter war Kellnerin beim Roßschlächter "Klaus".
Am 8. April 1945 wollte sie zum Dienst, da kam ein Franzose zu uns. Er war ein freier Gefangener, der bei "Klaus" arbeitete.
Er erzählte meiner Mutter, daß sie die ganze Nacht Radio gehört hätten. Sie soll heute nicht zur Arbeit gehen,
es ist ein Großangriff auf Halberstadt geplant. Meine Mutter ging nicht zur Arbeit und wir überlebten den Angriff auf dem Anger.
Die Kollegen meiner Mutter waren alle tot.
An welchen Orten haben Sie mit enttrümmert? Als Trümmerfrau bin ich über's Arbeitsamt bei der Baufirma aus Langenstein,
und dann bei Grün und Billfinger eingestellt worden. Trümmerfrau war ich auf dem Breiten Weg, Fliegerhorst,
Harmoniekaserne (Pferdeställe). Es war eine schwere Arbeit. Wir mußten die Loren beladen und der ganze Schutt wurde hinter das Rolandkaufhaus geschafft.
Viele Tote lagen unter dem Schutt auf dem Breiten Weg. Den Anblick kann man nicht beschreiben.
Es ist gut, daß Sie diese Zeit nicht miterlebt haben. Ich habe auch in der Friedenstraße und
beim Fahrrad-Herschaft privat Steine geklopft.
Gab es beim Steineklopfen Episoden, an die Sie sich erinnern? Die schwerste Arbeit war auf dem Fliegerhorst.
Es war sehr kalt. Nichts anzuziehen und nichts zum Essen und wir mußten die Betonteile kaputthauen.
Wie lange war ihre Arbeitszeit? Arbeitszeit war von früh 7 Uhr bis nachmittags 16 Uhr.
Oft vor 7 Uhr stand ich beim Fleischer an, wegen etwas Wurstsuppe.
Es sahen da mehr Augen hinein als Fettaugen auf der Suppe waren.
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