Projekt:

FRAUEN - LEBEN
17 JAHRE NACH DER POLITISCHEN WENDE

Bhikkhuni Mudita Teresa Karuna

 

 

Menschen, die Glück im Herzen gefunden haben - kreieren eine glückliche Welt, ...“

 

Ordinationsname: Bhikkhuni Mudita Teresa Karuna

Im zivilen Leben heißt sie Anett.

Abschlüsse als Erzieherin mit Lehrbefähigung Sport, Rehabilitationspädagogin für Blinde und Frauenbildungsreferentin kann sie vorweisen, lebt mit aller Kraft dieses Leben für Menschen, die ihre Unterstützung am dringendsten brauchen und bricht doch eines Tages konsequent mit diesem zivilen Leben.

Als dieses Interview entsteht, ist sie 44 Jahre und steht vor der Gründung und Leitung des ersten deutschen Nonnenausbildungsklosters in Europa.

 

Was ist heute Inhalt Deines Lebens?

Seit einigen Jahren bin ich Bhuddistische Nonne in der Theravada – Waldklostertradition. Mein jetziges Leben bedeutet tägliches Studium und Meditation. Ich begleitete Menschen, die sich für eine längere Zeit zur Meditation ins Kloster zurückziehen. Den interreligiösen Dialog im Rahmen der Peacemaker – Gemeinschaft Deutschlands zu führen und zu leben ist bedeutsam und wesentlich für mich.

 

1989 – das Jahr der politischen Wende…

Ich habe die Wende in Halberstadt erlebt und ehrlich gesagt, ernüchtert und resigniert.

Geradezu traumatisch habe ich erfahren, wie korrumpierbar Menschen sind und Ideale sich in Luft auflösen.

Für mich war anfangs unfassbar, dass materielle über ideelle Werte gestellt werden. Denn ich war ursprünglich im festen Vertrauen, auf politischer Ebene diesen Sozialismus reformieren zu können, vorerst mit verschlossener Grenze.

So bin ich aufgewacht – Realitäten anzuerkennen und nicht zu verurteilen und meine eigenen Konzepte fallen zu lassen – was ich auch tat.

Mit der Grenzöffnung gab es die Möglichkeit neuer Zugänge zu Bildungsangeboten, Lernwege etc. auszuprobieren, was ich ausgiebig nutzte. Ich habe Weiter- und Fortbildungen besucht und das Neue mit dem Wertvollen aus meiner DDR-Ausbildung verbunden.

Mein Horizont erweiterte sich durch Reisen und die Begegnungen mit Menschen auf internationaler Ebene.

Mit den Veränderungen im Land ging ein Berufswechsel einher – von der Taubblindenabteilung der Gehörlosenschule zum Jugendschutz/Streetwork im Jugendamt.

Menschen, die den Hauptteil ihrer Sozialisation noch in der DDR erlebt haben, brauchen viel Mut und Geschmeidigkeit im Geist, um den neuen Bedingungen gewachsen zu sein.

Einige meiner Freunde haben das sofort bewältigt und sind daran gewachsen, andere nicht.

Für die Generation, die nach der Wende aufwuchs, ist die DDR Geschichte – Geschichte ihrer Eltern, mit deren Auswirkungen sie sich auseinandersetzen müssen, aber es ist nicht wirklich ihre Sache.

Ansonsten ist mein Blick heute auf die Welt mit ihren vielen heilsamen und unheilsamen Ereignissen ein anderer. Wir kreieren diese Welt – und so wie ich damit in Bezug gehe – sie erlebe - leide ich oder bin glücklich.

Glück hängt nicht von Äußerlichkeiten ab und wenn wir weiter glauben, dass Glücklichsein von Äußerlichkeiten abhängt, werden wir niemals glücklich werden.

Menschen, die Glück im Herzen gefunden haben – kreieren eine glückliche Welt, soweit ihr Einfluss eben reicht.

 

Vom Ende der DDR bis zur Gegenwart

Die wichtigste Veränderung für mich war die Berührung mit der Lehre Buddhas.

1995 begann ich eine Ausbildung für feministische Bildungsarbeit und Philosophie. Es ging um Philosophie des Bewusstseins, die Lehre des Buddhas und die Praxis, also Meditation als Geistestraining spielte eine zentrale Rolle.

Fragen, die ich seit meiner Jugend mit mir trug, fanden ihre Antworten. So dass ich in sehr kurzer Zeit mein Leben radikal geändert habe, um mich mit nichts anderem mehr zu beschäftigen als Dhamma (die Lehre) in Theorie und Praxis und es anderen, die es lernen wollen, weiterzugeben.

So bin ich nach zwei Jahren Vorbereitung am 3. Oktober 2000 Nonne geworden und habe die höheren Gelübde am 11.Dezember 2004 in Los Angeles genommen. Jetzt lebe ich überwiegend im Allgäu und werde ab 1.Oktober ein Nonnentrainingskloster leiten und natürlich meine Ausbildung fortsetzen.

Ich habe mich sehr verändert und hart dafür gearbeitet. Einen spirituellen Weg zu gehen, erfordert alles aufzugeben, woran man sich klammert, äußerlich und innerlich – das ist nicht immer einfach, aber ein Prozess der sich lohnt – man wird freier.

Ich möchte vollständige geistige Freiheit – also Erleuchtung, egal wie lange es dauert oder wie viele Leben noch notwendig sind - und ich möchte in Gemeinschaft diesen Weg gehen.

Der Ort ist unbedingt wichtig. Ich lebe da, wo ich als Nonne praktizieren kann und das ist hier im Allgäu möglich - und in Deutschland ja eine Ausnahme, denn es gibt keine deutschen buddhistischen Klöster außer diesem.

Es gibt eine größere Gemeinde, die das Projekt unterstützt und selbst praktiziert – also gute Bedingungen.

Natürlich bin ich immer wieder in Asien – denn die alten Lehrer und Lehrerinnen leben dort und sind unendliche Inspiration.

Und sollte sich etwas ändern an den Bedingungen – ziehe ich weiter – an einen Ort, der geeignet ist für Praxis.

 

Ich glaube, dass die Arbeit des UFV wichtig ist, wenn sie Frauen unterstützt, ihr Potential zu entfalten, Krisen zu überwinden, sich zu bestätigen und zu vernetzen für (!) … nicht in Abgrenzung von (!)… Allerdings sagt der Name etwas aus, was nicht stimmt – der UFV ist nicht unabhängig! … Nichts, was existiert, ist unabhängig – alles ist in Abhängigkeit von einander und dessen sollten wir uns bewusst sein. Wenn wir das im Herzen verankert haben, handeln wir anders.