Trümmerfrauen
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Frau Erbert Nach unserer Anzeige in der Tageszeitung “Trümmerfrauen gesucht” meldete sich auch Frau Erbert. Es wurde Zeit, dass sich jemand mit unserer Geschichte beschäftigt, denn wir Frauen waren es doch, die Halberstadt aufbauten”, so ihre ersten Worte. Frau Erbert, wie verlief ihre Kindheit? Ich hatte keine schöne Kindheit. Meine Mutter verstarb sehr früh und mein Vater heiratete noch einmal. Meine Stiefmutter war nicht sehr lieb zu mir. Wenn ich aus der Schule kam, zählte ich die Knöpfe, ´hat sie gute Laune, hat sie schlechte Laune´, lieber gute Laune und nicht aufgeräumt. Ja, und eines Tages hat sie meine 2 Puppen versetzt mit der Reaktion ´du willst ja was zum Essen haben`.Gern erinnere ich mich nicht an meine Kindheit. Geschworen habe ich mir damals, das machst du nie mit deinen Kindern, und ich habe es eingehalten.
Würden Sie mir auch Ihre Erlebnisse zum Tag der Zerstörung am 8. April 1945 erzählen? Ich musste für meinen Vater aus der Ritterstaße Zigaretten holen. Wurde dann mit Bordwaffen beschossen. Nach Hause lief ich durch die Plantage und sah, wie sich 2 Soldaten immer auf die Erde schmissen. Ich machte es auch und sollte wohl mit in die Laufgräben, aber ich lief nach Hause. Dort angekommen, konnte ich nicht mehr sprechen. Es war ein Schock.
Wie alt waren Sie damals? Kaum 16 Jahre.
Wo waren Sie Trümmerfrau? Ich war eine der ersten mit, die am Kulk begannen den Schutt zu beseitigen. Jahrelang war ich bei der Enttrümmerung Halberstadts tätig und weiß wohl von dem großen Leid, das der zweite Weltkrieg über die Menschheit gebracht hat. Es war nicht leicht, auf diesen Trümmern materieller und geistiger Art ein neues Leben aufzubauen, und gerade wir jungen Menschen mussten lernen umzudenken, hatten wenig Freude, viel Hunger und viel Arbeit.
Es gab dann doch eine Zeit, wo Sie keine Trümmerfrau waren, was haben Sie da getan? Ich habe 1953 auf dem Bau in Königshütte an der Talsperre gearbeitet. Dort lernte ich meinen Mann kennen. Mit ihm habe ich 5 Kinder. Meine Eltern waren gegen meinen Mann, weil er ein Flüchtling war und in ihren Augen ein Hergelaufener. “Mit deinen 5 Kindern landest du bald in der Gosse”, so meine Eltern.
Und sind Sie in der Gosse gelandet? Auf keinen Fall. Wir haben es meinen Eltern bewiesen, dass es auch ohne ihre Bemerkungen ging. Ich habe mich immer durchgesetzt. Mein Mann war auf Montage, was blieb mir übrig.
Waren Sie auch gesellschaftlich tätig? Ab 1969 war ich freiwilliger Jugendhelfer. Die Arbeit mit den Jugendlichen war für mich eine große Hilfe, die Probleme der Jugendlichen von heute besser zu verstehen. Ich gehe ganz anders an die Problematik heran, vielleicht wie Sie. Erika Erbert bezog durch ihren Erfahrungen und Erlebnisse aus und nach dem zweiten Weltkrieg folgende Position, als der Krieg im Irak kurz bevorstand: Erinnerung an den 8. April 1945
Ich selbst habe den furchtbaren Luftangriff miterlebt und gesehen, wie durch den Bombenangriff am 8. April unsere Stadt in Schutt und Asche sank. Damit nie wieder Krieg das Leben unserer Kinder und Enkelkinder bedroht, bin ich gegen den Krieg im Irak, der, wenn es dazu kommt, für viele Länder noch schlimme Folgen haben kann.
Erika Erbert |
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